Mobilitätskonzept Altchemnitz

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Zu einem modernen Gewerbestandort gehören zukunftsfähige Mobilitätsangebote für die Betriebe und ihre Mitarbeiter:innen. Hieran arbeitet die Stadt zusammen mit Seecon Ingenieure und der DSK GmbH seit Beginn 2022. Ziel des Mobilitätskonzepts Altchemnitz ist die Entwicklung von konkreten und feinabgestimmten Mobilitätsmaßnahmen, die anschließend in die Umsetzung gehen.

Zunächst wird dabei die verkehrliche Ausgangssituation (ruhender / fließender Verkehr), die Mitarbeiter:innen-Mobilität und die prognostizierte Entwicklung des Quartiers für weitere Unternehmensansiedlungen (aber auch der Integration von Wohnflächen) betrachtet. Aufbauend auf den Ergebnissen entwickelt das Projektteam zusammen mit den Schlüsselakteuren im Quartier unternehmensübergreifende Handlungsempfehlungen, die Belange aus Wirtschaft, Ökologie und gesamtstädtischer Verkehrsentwicklung möglichst in Einklang bringen. Hierbei werden dialogische Workshopverfahren, Interviews und Mitarbeiter:innen-Befragungen dieses Jahr durchgeführt.

Der historisch gewachsene Gewerbestandort Altchemnitz liegt verkehrsgünstig zwischen innerem Stadtring und dem Südring in kurzer Entfernung zum Stadtzentrum und zum Campus der Technischen Universität Chemnitz. Aufgrund der relativ guten Erreichbarkeit für den motorisierten Individualverkehr, nutzen viele Angestellte der Betriebe den eigene PKW für das Pendeln in und aus dem Quartier. Ziel- und Quellverkehre entstehen im Wesentlichen durch die Mitarbeiter:innen-Mobilität, die in Zukunft umweltfreundlicher und effizienter gestaltet werden soll. In dem rund 80 ha. großen Quartier entfallen circa 20% der öffentlichen Flächen für den Verkehr. Hinzu kommen weitläufige Parkflächen auf Privatgrundstücken. Um die bestehenden Flächenpotenziale so auszuschöpfen, dass sie den Anforderungen und dem Leitbild („Verkehrsräume sind Lebensräume“) des neuen Verkehrsentwicklungsplans – VEP 2040 – entsprechen, werden neue Mobilitätsangebote entwickelt. Hierzu zählt insgesamt die Förderung eines Multi- und intermodalen Verkehrsverhaltens der Pendler:innen durch eine barrierefreie Erreichbarkeit des Schienenpersonennahverkehrs, dem Ausbau von Sharing und Demand-Angeboten im Quartier und eine kooperative Zusammenarbeit der ansässigen Unternehmen mit dem Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) und der Chemnitzer Verkehrs-AG (CVAG).

Die Bestandsanalyse des Quartiers hat ergeben, dass dieses besonders durch gewerblichen Verkehr geprägt ist. Außerdem befinden sich viele Unternehmen mit einer hohen Beschäftigten- bzw. Besucherzahl im Quartier.

Hierzu zählen beispielsweise die Landesdirektion, die Agentur für Arbeit, das Landesamt für Bildung, ThyssenKrupp Presta, die IKK, das Staatsarchiv, diverse Berufsschulen, die TU Chemnitz oder der Wirkbau sowie das Spinnwerk mit seinen vielfältigen Mieter:innen.

Trotz der integrierten Lage angrenzend an die Chemnitzer Innenstadt und einer soliden Anbindung an das öffentliche Personennahverkehrnetz, ist der private PKW noch immer das bevorzugte Verkehrsmittel im Quartier. Dem gegenüber steht ein nur spärlich ausgebautes Radwegenetz.

Um den verkehrlichen Problemen ganzheitlich entgegenzuwirken, wurde ein Mobilitätskonzept als Ergänzung zum bestehenden energetischen Quartierskonzept erstellt. Ziel war es, passgenaue Lösungen für eine klima- und nutzergerechte Gestaltung der Mobilität im Quartier zu erarbeiten. Dur die gemeinsam entwickelten Maßnahmen sollen die Treibhausgas-, Lärm- und Schadstoffemissionen reduziert werden, ohne die Mobilität der Menschen einzuschränken. Insbesondere der Umweltverbund (Fuß, Rad und ÖPNV) soll gefördert werden.

Die Erarbeitung des Konzeptes wurde von einer Akteursbeteiligung begleitet. So wurde zum Beispiel eine Online-Befragung zum Mobilitätsverhalten der Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden im Quartier durchgeführt. Darüber hinaus wurde die inzwischen fest etablierte Workshopreihe im Quartier durch einen weiteren Workshop zum Mobilitätskonzept fortgeführt. Während der Bearbeitungszeit erfolgten außerdem verschiedene Gespräche mit den zuständigen Fachämtern und Akteur:innen vor Ort.

Die Erarbeitung der quartiersbezogenen Mobilitätsmaßnahmen erfolgte in vier Arbeitsschritten:

        Auswertung bestehender Konzepte und Grundlagendaten für das Gebiet und der Stadt Chemnitz, Ableitung von Leitlinien zur Mobilitätsentwicklung und verkehrsplanerischen Zielstellungen für das Quartier

       Gebietsanalyse und Untersuchung der bestehenden Verkehrserschließung für die einzelnen Verkehrsträger im Bestand (Abbildung unten) und herausarbeitung von Konfliktpunkten

–    Beteiligung: Online-Befragung zum Mobilitätsverhalten der Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden im Quartier, Workshop zum Mobilitätskonzept Altchemnitz, Gespräche mit den zuständigen Fachämtern und
Akteur:innen vor Ort

–    Erarbeitung von konkreten Maßnahmen zur Förderung einer aktiven und nachhaltigeren Mobilität

Im Anschluss an die umfangreiche Analyse bestehender Konzepte, der Verkehrssituation im Quartier sowie der Ergebnisse des Beteiligungsverfahrens erfolgte die Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen in Form eines Stufenplans zur Sicherung einer bedarfsgerechten und zukunftsorientierten Mobilität in Altchemnitz. Es gibt sowohl Einzelmaßnahmen, die einen Verkehrsträger im Speziellen betreffen, als auch multimodale Maßnahmen, welche die Belange verschiedener Verkehrsträger verknüpfen. Die Umsetzung dieses Stufenplanes soll langfristig eine zukunftsfähige Mobilität im Quartier Altchemnitz sicherstellen.

Die detaillierten Analysen, Ausführungen und Erklärungen sind im Konzept enthalten.

Veröffentlichung Beteiligung Mobilitätskonzept Altchemnitz

Online-Befragung

Die Online-Befragung wurde zwischen dem 13.04.2022 und 15.06.2022 über das Portal www.bürgerbeteiligung.sachsen.de durchgeführt. Es gab hierbei zwei unterschiedliche Online-Fragebögen, jeweils einen für Arbeitnehmer:innen und einen für Arbeitgeber:innen. Im Fokus standen vor allem die Ergebnisse aus der Befragung der Arbeitnehmer:innen in Altchemnitz. Die Abfrage der Daten auf Arbeitgeber:innenseite erfolgte mit dem Ziel, etwas mehr über eine vorhandene Sensibilisierung im Bereich nachhaltiger Mobilitätsangebote zu erfahren.

An der Umfrage haben sich insgesamt 102 Arbeitnehmer:innen sowie acht Arbeitgeber:innen beteiligt. Eine möglichst hohe Repräsentativität wurde durch eine breite Bewerbung der Umfrage sichergestellt, sodass alle in Altchemnitz agierenden Akteur:innen die gleiche Möglichkeit hatten, an der Befragung teilzunehmen. Beworben wurde die Umfrage auf unterschiedlichen Wegen: Zum einen wurden die Unternehmen direkt telefonisch kontaktiert und angeschrieben (Geschäftsleitungen, Personalabteilungen, Betriebsräte) und um Weiterleitung der Einladung an alle Mitarbeiter:innen gebeten. Des Weiteren wurde sie auf der städtischen Homepage, auf der Homepage des ESM Altchemnitz, auf dem Beteiligungsportal beteiligung.sachsen.de, über das Amtsblatt sowie auf der Facebook Seite der Bürgerplattform Chemnitz-Mitte beworben. Die Ergebnisse der Befragung wurden im Akteurs-Workshop vorgestellt.

Akteurs-Workshop am 31.08.2022

Um in einen persönlichen Austausch mit Akteur:innen und Interessierten zu kommen, wurde eine Beteiligungsveranstaltung vor Ort durchgeführt. Die Veranstaltung fand am 31.08.2022 im Wirkbau (Annaberger Str. 73 Haus E) statt. Es nahmen 22 Personen teil, darunter Vertreter:innen der Stadtverwaltung, ansässiger Unternehmen, des Verkehrsverbundes Mittelsachsen (VMS), Eigentümer:innen und Interessierte.

In der Begrüßungsrunde stellten die Teilnehmenden sich und ihre Erwartungen an den Workshop vor und es wurde der geplante Ablauf vorgestellt. Danach wurden die Schlaglichter und interessanten Erkenntnisse aus der im Frühjahr durchgeführten Online-Befragung zur Mobilität im Quartier vorgestellt. Gemeinsam mit dem Moderator erarbeiteten die Teilnehmer:innen anschließend mit der Frage nach der persönlichen Alltagsmobilität ein Stimmungsbild zur Ausgangslage. Im Rahmen der Vorstellungsrunde, der Ergebnisse der Befragung und des Informationsaustauschs zur Ausgangslage/Stimmungsbild wurden im Plenum verschiedene Gedanken ausgetauscht und diskutiert.

Foto: Seecon

Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde der aktuelle Stand des Stufenplans zum Mobilitätskonzept vorgestellt. Die Teilnehmer:innen des Workshops hatten die Gelegenheit, Ideen zu den einzelnen Punkten einzubringen und diese zu diskutieren. Konkrete räumliche Konfliktpunkte und Ideen wurden vor Ort in die bereitgestellten Gebietspläne eingezeichnet. Die Ergebnisse und Rückkoppelungen aus dem Workshop zu den Maßnahmenvorschlägen des Stufenplans sind nach dem Workshop in die Bestandsanalyse sowie die Überarbeitung und Finalisierung des Stufenplanes eingeflossen. Die zentralen Diskussionsergebnisse sind in der Dokumentation des Workshops zusammengefasst.